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Berufstätig trotz MS

Flexible Arbeitszeiten, Pausen und Ruheräume, dazu die fünf Optionen der MS-Therapie – so könnten mehrere Patienten im Beruf bleiben.

Die Erstdiagnose Multiple Sklerose (MS) trifft vor allem junge Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die moderne MS-Therapie wiederum fußt auf den fünf Säulen Immunmodulation, Schubtherapie, symptomatische Therapie, Berücksichtigung psychologischer Aspekte und Rehabilitation. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz kann viel dazu beitragen, den Patienten weiterhin ein erfülltes und berufliches Leben zu ermöglichen.

Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist ohnehin oft schwer. Kommt dann noch MS als ‚dritter Player’ hinzu, wird es noch schwieriger“, verdeutlicht Professor Tjalf Ziemssen aus Dresden die Herausforderungen, denen sich MS-Patienten stellen müssen. „Vorschnelle Frühverrentung mindern nicht nur das Selbstwertgefühl der Patienten, sondern stellen sie aufgrund der wenigen Beitragsjahre vor finanzielle Probleme“, sagt Ziemssen. „Auch die Volkswirtschaft könne angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels nicht auf die gut ausgebildeten Menschen verzichten.

Durch eine frühe und effektive Behandlung könne der Krankheitsverlauf abgeschwächt werden“, erinnert Professor Ziemssen. Wenn die Beeinträchtigungen trotz Therapie voranschreiten, könne der Arbeitsplatz dem Schweregrad der Behinderung angepasst und möglicherweise selbst ein Mitarbeiter im Rollstuhl im Unternehmen gehalten werden. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und etwa bei Fatigue erforderlichen Ruhezeiten können Arbeitgeber den Bedürfnissen ihrer chronisch kranken Angestellten entgegenkommen. Maßnahmen zur Integration von MS-Patienten werden in vielen Unternehmen aber weder bedacht noch genutzt, bedauert Ziemssen. Ganz zu schweigen von der mangelnden Berücksichtigung der seelischen Wünsche und Belange der Betroffenen.

Immerhin 62 Prozent der MS-Patienten sind erwerbstätig

In Deutschland sind dem deutschen MS-Register zufolge etwa 40 Prozent der MS-Patienten nicht erwerbsfähig, wie Frau Dr. Simone Kern, ebenfalls aus Dresden, erläutert. Nur knapp 30 Prozent der Betroffenen arbeiten demnach in Vollzeit. Im Durchschnitt erfolgte die Berentung 13 Jahre nach Diagnosestellung. Jeder Zweite gibt laut Umfrage an, schon innerhalb der ersten drei Jahre seinen Arbeitsplatz aufgegeben zu haben.

Eine Zwischenauswertung der Kohortenstudie PEARL bestätigt diese schwierige Situation. Zwar sind immerhin 62 Prozent der 1619 MS-Patienten erwerbstätig. Doch fast jeder Vierte war in den letzten drei Monaten MS-bedingt krankgeschrieben, und das für durchschnittlich 24 Tage.

Befragt, wie sie trotz MS weiterarbeiten könnten, gaben Teilnehmer des MSIF-Survey folgendes an: Unterstützung durch Familie, Arbeitgeber und Kollegen. Weitere Hilfen wären flexible Arbeitszeiten, Pausen und Ruheräume, zusätzlich mehr Rücksichtnahme auf die momentanen Bedürfnisse der Kranken. Als relevant bezeichneten sie ferner die „Stabilität der Erkrankung“ und dadurch ihre Berechenbarkeit. Dazu sollten alle symptomatischen, psychologischen und immunmodulierenden Therapien und Entspannungsverfahren genutzt werden.

01. April 2013